Pressemeldung vom 19. April 2015 von eza!
Wiggensbach nutzt im Wasserwerk Solarstrom Marke Eigenproduktion – ein rentables Modell
Die Sonne sorgt in Wiggensbach für sprudelnde Wasserhähne – ein gutes Beispiel dafür, wie vielfältig Solarstrom einsetzbar ist. Und wie rentabel dessen Eigenverbrauch im kommunalen Bereich sein kann. 135.000 Euro hat die Marktgemeinde im Nordwesten Kemptens für die Photovoltaikanlage ausgegeben, mit deren Hilfe das kostbare Gut aus der Kolbenquelle in die Haushalte gepumpt wird. „Gut investiertes Geld“, findet Bürgermeister Thomas Eigstler, von dem die Idee für die ungewöhnliche Sonnenstromnutzung stammt. „Dank der eingesparten Energiekosten amortisieren sich die Ausgaben schon in 14 Jahren“, erklärt der umtriebige Rathauschef. Danach wird der Solarstrom die Pumpe zum Nulltarif antreiben.,
Bemerken werden das die Wiggensbacher Bürger freilich nur auf ihrer Wasserabrechnung. Denn die 226 PV-Module selbst sind nahezu unsichtbar. Sie wurden im vergangenen Sommer auf der Südseite jener Mulde installiert, in der die Kolbenquelle gefasst wird. „Keine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, keine störende Lichtreflexe“, stellt Eigstler zufrieden fest. Mit ein Grund dafür, dass das Projekt im Gemeinderat und auch in der Bevölkerung sofort eine breite Unterstützung fand.
Neben ökologischen Gesichtspunkten sprachen auch die nackten Zahlen für Eigstlers Geistesblitz. Als es noch den Nachstromtarif gab, konnte das Wasser nach Sonnenuntergang zu vergleichsweise günstigen Konditionen in den Zwischenbehälter gepumpt werden. „Aber den Nachtstromtarif gibt es ja schon lange nicht mehr“, erklärt Eigstler. Und so fragte er bei seinem Wassermeister nach, ob die Versorgungssicherheit auch dann gewährleistet wäre, wenn das Reservoir untertags, dann wenn Sonnenstrom produziert werden kann, gefüllt werden würde. Kein Problem, wurde dem Bürgermeister versichert. Am meisten Wasser werde am Morgen verbraucht.
Die Autarkiequote der Anlage liegt bei knapp 70 Prozent, auch dank des eingebauten Batteriespeichers, der vor allem an den kürzeren Tagen im Frühjahr und Herbst zum Einsatz kommt. Das bedeutet, dass – über das gesamte Jahr gesehen – nur rund 30 Prozent des benötigten Stroms aus dem Netz stammen und die Pumpe zum überwiegenden Teil mittels PV-Anlage betrieben wird.
Als kürzlich Wiggensbach Gastgeber des jährlich stattfindenden Treffens der Oberallgäuer Wassermeister war, stieß das Solarstrom-Modell auf großes Interesse, berichtet Thomas Ried, der als Mitarbeiter im Bauamt für die Umsetzung der Pläne verantwortlich war. Martin Sambale vom Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza!), das Wiggensbach wie viele weitere Allgäuer Kommunen in ihren Klimaschutzbemühungen mit dem European Energy Award unterstützt, spricht von einem Projekt mit Vorbildcharakter. Laut Sambale gibt es für Gemeinden noch viele andere Möglichkeiten, wo selbstproduzierter Solarstrom sinnvoll eingesetzt werden kann – beispielsweise auch in Schulen und Verwaltungsgebäuden, die in der Regel nur tagsüber genutzt werden. „Der Eigenverbrauch ist für Kommunen ein sehr interessantes Modell, auch in wirtschaftlicher Hinsicht“, betont Sambale.